BLOG
Heute vor einem Jahr war ich unterwegs an der Grenze der Türkei zu Syrien, der Provinz Hatay, dem Heimatort meiner Mutter, um Aufnahmen für das Videoprojekt "Mulberry Tree" zu machen.
Das letzte armenische Dorf Vakifli, das eines von sieben armenischen Dörfern ist, die nach dem Genozid an Armenier*innen 1915 bestehen geblieben sind, befindet sich auch hier, in Musa Dagh/Moses Berg. Weil ich kurz vor meiner Reise das Buch "Die Vierzig Tage des Musa Dagh" von Franz Werfel(1933) gelesen hatte, und besonders das Dorf Yogunoluk mich so berührt hatte, wollte ich mir Yogunoluk ansehen, die armenische Kirche dort besuchen und sie aufnehmen. Werfels Buch erzählt die Geschichte die Organisation von Vertreibung und Vernichtung sowie Flucht- und Widerstandsbewegung von Armenier*innen im Zuge des Genozid 1915 die versucht haben, aus diesem Dorf nach Syrien zu flüchten.
Weil es von der Kleinstadt, in der die mütterliche Seite meiner Familie lebt kein Verkehrsmittel dorthin gab, schlug mein Papa mir vor, dass er mich mit dem Auto dorthin fahren könne. Am Ende waren wir meine Eltern, Tante und Cousin gemeinsam unterwegs zum Dorf Yogunoluk. Nach dem Dorf Vakifli sollte eines der nächsten Dörfer Yogunoluk sein, wir waren aber unsicher. Auf der Straße haben wir einen Mann gefragt, ob wir in Yogunoluk sind und wo die Kirche ist. Er bestätigte uns, dass wir richtig waren, die Kirche würden wir finden, wenn wir einfach geradeaus fahren würden und wir würden sie an den Minaretten erkennen. Und dann sagte er noch: "Sie beten unten, wir beten oben". Und lachte. Wir haben ihn gefragt, was er damit meint. Er antwortete: "Wir haben eine Moschee am Dach, so ist es uns wichtig, wir sind alle zusammen", und lachte noch einmal. Wir haben nicht gleich verstanden, dass er sich über uns lustig gemacht hat. Auf dem Foto seht ihr, was wir vorfanden, als wir bei der Kirche angekommen sind. Die Kirche ist seit 1915 in zerstörtem Zustand und auf einem Teil ihres Daches eine Moschee gebaut wurde. Neben der Moschee am Dach nahm ich das zwei Foto, das zeigt den Kelberg/Keldag zwischen der türkischen und syrischen Grenze, dessen Dörfer (u.a. auch das armenische Dorf Kessab) 2014 vom IS attackiert wurden und dessen Bevölkerung mehrheitlich geflohen war.
Es war für mich eine gute Erinnerung und Erfahrung dort zu sein. Mein Papa und Cousin hatten abwechselnd das Stativ und den Spiegel in der Hand und meine Mama war beschäftigt damit, mir neue Ideen zu geben. Aber das wichtigste waren die Diskussionen, die wir in Yogunoluk geführt haben.
Wenn unsere Vorfahren uns nichts erzählt, müssen wir ihnen erzählen. Es ist sehr wichtig, innerhalb der Familie und Freund*innen darüber zu reden, bis die Türkei für ihre systematische und geplante Vernichtung und Vertreibung von Armenier*innen 1915 die Rechenschaft trägt!
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Heute vor einem Jahr war ich unterwegs an der Grenze der Türkei zu Syrien, der Provinz Hatay, dem Heimatort meiner Mutter, um Aufnahmen für das Videoprojekt "Mulberry Tree" zu machen.
Das letzte armenische Dorf Vakifli, das eines von sieben armenischen Dörfern ist, die nach dem Genozid an Armenier*innen 1915 bestehen geblieben sind, befindet sich auch hier, in Musa Dagh/Moses Berg. Weil ich kurz vor meiner Reise das Buch "Die Vierzig Tage des Musa Dagh" von Franz Werfel(1933) gelesen hatte, und besonders das Dorf Yogunoluk mich so berührt hatte, wollte ich mir Yogunoluk ansehen, die armenische Kirche dort besuchen und sie aufnehmen. Werfels Buch erzählt die Geschichte die Organisation von Vertreibung und Vernichtung sowie Flucht- und Widerstandsbewegung von Armenier*innen im Zuge des Genozid 1915 die versucht haben, aus diesem Dorf nach Syrien zu flüchten.
Weil es von der Kleinstadt, in der die mütterliche Seite meiner Familie lebt kein Verkehrsmittel dorthin gab, schlug mein Papa mir vor, dass er mich mit dem Auto dorthin fahren könne. Am Ende waren wir meine Eltern, Tante und Cousin gemeinsam unterwegs zum Dorf Yogunoluk. Nach dem Dorf Vakifli sollte eines der nächsten Dörfer Yogunoluk sein, wir waren aber unsicher. Auf der Straße haben wir einen Mann gefragt, ob wir in Yogunoluk sind und wo die Kirche ist. Er bestätigte uns, dass wir richtig waren, die Kirche würden wir finden, wenn wir einfach geradeaus fahren würden und wir würden sie an den Minaretten erkennen. Und dann sagte er noch: "Sie beten unten, wir beten oben". Und lachte. Wir haben ihn gefragt, was er damit meint. Er antwortete: "Wir haben eine Moschee am Dach, so ist es uns wichtig, wir sind alle zusammen", und lachte noch einmal. Wir haben nicht gleich verstanden, dass er sich über uns lustig gemacht hat. Auf dem Foto seht ihr, was wir vorfanden, als wir bei der Kirche angekommen sind. Die Kirche ist seit 1915 in zerstörtem Zustand und auf einem Teil ihres Daches eine Moschee gebaut wurde. Neben der Moschee am Dach nahm ich das zwei Foto, das zeigt den Kelberg/Keldag zwischen der türkischen und syrischen Grenze, dessen Dörfer (u.a. auch das armenische Dorf Kessab) 2014 vom IS attackiert wurden und dessen Bevölkerung mehrheitlich geflohen war.
Es war für mich eine gute Erinnerung und Erfahrung dort zu sein. Mein Papa und Cousin hatten abwechselnd das Stativ und den Spiegel in der Hand und meine Mama war beschäftigt damit, mir neue Ideen zu geben. Aber das wichtigste waren die Diskussionen, die wir in Yogunoluk geführt haben.
Wenn unsere Vorfahren uns nichts erzählt, müssen wir ihnen erzählen. Es ist sehr wichtig, innerhalb der Familie und Freund*innen darüber zu reden, bis die Türkei für ihre systematische und geplante Vernichtung und Vertreibung von Armenier*innen 1915 die Rechenschaft trägt!
https://www.sabah.com.tr/galeri/turizm/alti_kilise_ustu_cami